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Der Lempbach in der Literatur


Fische in der Lemp

Von Dr. Hermann Mohr

»Bei dem natürlichen Mangel an geeigneten stehenden Gewässern kam als Lebensraum für Fische früher nur die Lemp und einige ihrer Nebenbäche in Frage. Die Zeit, als diese sich noch in ihrem ursprünglichen Lauf durch die Wiesen schlängelten und zahlreiche Kolke bildeten, in denen man angeblich haufenweise Forellen greifen konnte, kenne ich nur noch vom Hörensagen.
Im Zusammenhang mit einer 1934 abgeschlossenen Flurbereinigung hatte man den Hauptbach und die meisten Nebenbäche rigoros begradigt und ihre neuen Bette mit Steinen gepflastert. Vom Lempbach blieben lediglich eine kaum 200 m lange Strecke am "Herborner Steg" und ein eher kürzeres Stück oberhalb der Schleuse des Mühlgrabens zur Bergmühle im alten Zustand. In diesen beiden Abschnitten gab es noch bis in die Nachkriegszeit zahlreiche große Bachforellen und Döbel. Außerdem lebten hier wie auch an geeigneten Stellen des begradigten Baches, des Mühlgrabens und des unteren Teils der Nebenbäche die Jungfische der oben genannten Arten sowie Ellritze, Schneider, Gründling, Schmerle und Mühlkoppe. Gelegentlich wurde auch das Bachneunauge beobachtet. šberall, wo das Ufer nicht mit Steinen verbaut war, hatten Flußkrebse ihre Höhlen, und in den sandigen Abschnitten gab es kleine Kolonien von Malermuscheln.

Als 1952/53 nach dem Bau der Wasserleitung und der dazugehörenden Kanalisation sowie 1963 mit der Ansiedlung eines Industriebetriebes zunächst alle Abwässer direkt oder ungenügend geklärt eingeleitet wurden, verschlechterte sich die Wasserqualität des Lempbaches derart, daß er jahrzehntelang ein praktisch totes Gewässer war. Erst seit der 1986 erfolgten Inbetriebnahme der Kläranlage beginnt der Bach langsam und teilweise zu gesunden. Eine Untersuchung des Sportfischerverbandes im Frühjahr 1993 ergab, daß Wasserqualität und Fischvorkommen oberhalb der Klärteiche wieder befriedigend sind, unterhalb der Einleitung der vorgeblich geklärten Fraktion aber noch sehr zu wünschen übrig lassen.
Infolge des verstärkten Wasserverbrauches der anliegenden Gemeinden und der offenbar zunehmend trockener und heißer werdenden Sommer führt der Bach allerdings oftmals so wenig Wasser, daß er schon durch eine relativ geringfügige Einleitung von giftigen oder sauerstoffzehrenden Stoffen umkippen kann. In einigen künstlichen Fischteichen, die innerhalb der letzten 30 Jahre angelegt wurden, werden fast ausschließlich amerikanische Regenbogenforellen gehalten. Die Teiche bieten aber auch einer Reihe von Wasserinsekten und Vögeln Lebensraum.«


Auszug aus:
Dr. Hermann Mohr: Die heimische Tierwelt einst und heute,
Wandlungen während eines Menschenalters,
in: Helmut Weller, Aus Liebe zur Heimat,
Kölschhausen 1994
Herausgeber: Vogel- und Naturschutzfreunde Kölschhausen e.V.


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