»Bei dem natürlichen Mangel an geeigneten stehenden Gewässern
kam als Lebensraum für Fische früher nur die Lemp und einige
ihrer Nebenbäche in Frage. Die Zeit, als diese sich noch in ihrem
ursprünglichen Lauf durch die Wiesen schlängelten und zahlreiche
Kolke bildeten, in denen man angeblich haufenweise Forellen greifen konnte,
kenne ich nur noch vom Hörensagen.
Im Zusammenhang mit einer 1934 abgeschlossenen Flurbereinigung hatte
man den Hauptbach und die meisten Nebenbäche rigoros begradigt und
ihre neuen Bette mit Steinen gepflastert. Vom Lempbach blieben lediglich
eine kaum 200 m lange Strecke am "Herborner Steg" und ein eher kürzeres
Stück oberhalb der Schleuse des Mühlgrabens zur Bergmühle
im alten Zustand. In diesen beiden Abschnitten gab es noch bis in die Nachkriegszeit
zahlreiche große Bachforellen und Döbel. Außerdem lebten
hier wie auch an geeigneten Stellen des begradigten Baches, des Mühlgrabens
und des unteren Teils der Nebenbäche die Jungfische der oben genannten
Arten sowie Ellritze, Schneider, Gründling, Schmerle und Mühlkoppe.
Gelegentlich wurde auch das Bachneunauge beobachtet. šberall, wo das Ufer
nicht mit Steinen verbaut war, hatten Flußkrebse ihre Höhlen,
und in den sandigen Abschnitten gab es kleine Kolonien von Malermuscheln.
Als 1952/53 nach dem Bau der Wasserleitung und der dazugehörenden
Kanalisation sowie 1963 mit der Ansiedlung eines Industriebetriebes zunächst
alle Abwässer direkt oder ungenügend geklärt eingeleitet
wurden, verschlechterte sich die Wasserqualität des Lempbaches derart,
daß er jahrzehntelang ein praktisch totes Gewässer war. Erst
seit der 1986 erfolgten Inbetriebnahme der Kläranlage beginnt der
Bach langsam und teilweise zu gesunden. Eine Untersuchung des Sportfischerverbandes
im Frühjahr 1993 ergab, daß Wasserqualität und Fischvorkommen
oberhalb der Klärteiche wieder befriedigend sind, unterhalb der Einleitung
der vorgeblich geklärten Fraktion aber noch sehr zu wünschen
übrig lassen.
Infolge des verstärkten Wasserverbrauches der anliegenden Gemeinden
und der offenbar zunehmend trockener und heißer werdenden Sommer
führt der Bach allerdings oftmals so wenig Wasser, daß er schon
durch eine relativ geringfügige Einleitung von giftigen oder sauerstoffzehrenden
Stoffen umkippen kann. In einigen künstlichen Fischteichen, die innerhalb
der letzten 30 Jahre angelegt wurden, werden fast ausschließlich
amerikanische Regenbogenforellen gehalten. Die Teiche bieten aber auch
einer Reihe von Wasserinsekten und Vögeln Lebensraum.«
Auszug aus:
Dr. Hermann Mohr: Die heimische Tierwelt einst und heute,
Wandlungen während eines Menschenalters,
in: Helmut Weller, Aus Liebe zur Heimat,
Kölschhausen 1994
Herausgeber: Vogel- und Naturschutzfreunde Kölschhausen e.V.
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